Ganz still sitzt Christina Christoph auf ihrem Hocker und bewegt sich kaum, während Evelina Iacubino ihr routiniert ein Zebra über die rechte Brust malt. Die Nüstern enden über dem Bauchnabel, "Aber es kitzelt nur ganz wenig", sagt die lebende Leinwand. Nach und nach entsteht ein ganzer Dschungel auf dem Körper der Kellnerin, als Atelier fungiert die Boutique "Brumm Brumm" in der Villinger Innenstadt.
"Ich habe in der Zeitung von Evelina Iacubino gelesen und war ganz fasziniert, dass wir hier in der Gegend eine so tolle Künstlerin haben", sagt die Inhaberin Heike Brumm. Die Künstlerin aus Tennenbronn ist deutsche Meisterin im Facepainting, im Gesichtsmalen, und zweifache Siegerin beim 'Internationalen Festival der Farben'. Also engagierte sie die Künstlerin für eine Session mit Freundin Christina.
Die Künstlerin ist von ihrem Model angetan. "Sie hat sehr ausdrucksstarke Augen", sagt die Körpermalerin, "da macht es richtig Spaß, sie anzumalen". Für das zierliche Model ist es körperlich eine Herausforderung, so lange still zu sitzen. Immer wieder vertritt sie sich die Beine, nimmt Getränke oder Traubenzucker zu sich. "Es kommt öfter vor, dass den Leuten schwindelig wird, wenn sie stundenlang auf dem Hocker sitzen", weiß Evelina Iacubino. Wenn Christina Hunger hat, bekommt sie nur mundgerechte Happen gereicht. "Ich war einmal bei einem Wettbewerb, da wollte das Modell Nudeln mit Tomatensauce essen, als die Bemalung schon fertig war". Da legte die Künstlerin jedoch rechtzeitig ein Veto ein.
Gegen ein Frösteln steht ein Heizstrahler bereit. Eine Bemalung dauert bei einem Wettbewerb normalerweise sechs Stunden, aber dann hat die Künstlerin auch einen Assistenten dabei, der zum Beispiel die Grundierung übernimmt. An diesem Tag ist sie allein, entsprechend länger braucht sie auch für ihr Werk, aber die Stimmung ist gut, es gibt Glühwein, Kaffee und Tee für die Kunden und Passanten.
Ein älterer Herr, der offensichtlich weniger an der Kunst als an dem barbusigen Model interessiert ist, wird unter Protest höflich hinauskomplimentiert. Andere kommen, um mit der Künstlerin zu fachsimpeln, etwa um mit ihr über die Farben zu sprechen, die sie benutzt. Für ihren Dschungel, den sie nach Vorlagen malt, nimmt sie Theaterfarben, in die sie immer wieder den Pinsel taucht.
Das Facepainting war nicht die erste Aktion in der Boutique von Heike Brumm. "Seit ich den Laden vor zwei Jahren eröffnet habe, komme ich ja kaum noch raus", sagt sie lachend. "Also hole ich mir immer wieder die Welt zu mir". Mal sind es Live-Bands, dann eine Plattenbörse, ein anderes Mal war eine Sattlerin zu Gast, auch Moden- und Frisurenschauen gab es schon. Immer unterstützend dabei: Der gesamte Freundeskreis der Einzelhandelskauffrau.
Quelle: Südkurier